Hallo an alle Leser,
Ich bin Hadi, Vater von 2 Mädchen, verheiratet mit einer wundervollen Frau und bin 30 Jahre alt. Ich lebe nun seit genau 20 Jahren in Deutschland und fühle mich nun angekommen. Vielleicht hat es was damit zu tun, dass ich genau dieses Jahr 30 geworden bin und mir die letzten Monate Gedanken darüber gemacht habe worüber ich alles dankbar sein kann.
Als in den 90ern der Bürgerkrieg los ging, haben die Menschen Schutz in anderen Ländern gesucht. Mein Onkel ging nach Düsseldorf, um danach nach Amerika auszuwandern. Meine Familie flüchtete von Bosnien Herzegowina erst nach Kroatien – wo ich dann zur Welt kam – um danach nach Italien zu fliehen, wo nun meine Schwester lebt. Die Station nach Italien war Deutschland. Da war ich grad mal 2 Jahre alt. Auch wenn man es den Kindern nicht glauben mag – ich habe bis heute eingebrannte Erinnerungen an 2 Situationen, die nicht besonders schön waren. Ich möchte gar nicht reinschauen in die Köpfe meiner Eltern und Geschwister, die weit aus älter waren als ich. Als dann der Bürgerkrieg im Jahr 1995 beendet war, mussten wir wieder nach Bosnien zurückkehren. Was die Menschen dort erwartete war ein kaputtes Land, was wieder aufgebaut werden musste.
Bevor es zu nostalgisch wird kehren wir zurück in die Gegenwart und ich muss feststellen, dass ich bis heute nicht genau sagen kann was ich bin – ein Deutscher oder Bosnier? Muss ich nur eines sein oder geht beides?
Laut meiner Staatsbürgerschaft bin ich nun seit einigen Jahren Deutscher, jedoch trage ich in mir die Mentalität der Jugoslawen. Jahrelang distanzierte ich mich mit meiner Art und Weise Dinge anzugehen „von den Deutschen“. Wenn mir was nicht passte argumentierte ich sogar mit Worten „das ist richtig deutsch“ – distanzierend – wie eine Beleidigung. Dabei war ich selbst einer und ich weigerte mich die deutsche Kultur anzunehmen – im Nachhinein betrachtet war das sehr arrogant und kühl.
In meinem Kopf bewegt sich oft eine Murmel die hin und her wandert. Die eine Seite hat die deutsche Flagge gehisst, die andere die bosnische. Je nach Situation packe ich die gewissenhafte, neutrale und buchhalterisch korrekte deutsche Karte aus oder ich nehm die Situation sportlich – reiss einen blöden Witz der erstmal die Situation auflockert, bringe Menschen zum Lachen oder mache blöde Bemerkungen, sodass man erstmal nicht weiß ob ich überhaupt ernst sein kann oder ob ich nur der Clown im Raum bin. Diese Murmel hat mir in jedem Aspekt meines Lebens bisher geholfen, denn ich wusste bis heute nicht genau wo ich stehe. Mir war die soziale Anerkennung sehr wichtig, so dass ich nur mit Witz und Humor meinen Alltag meisterte. Die Angst vor Ausgrenzung war sehr stark in mir verankert. Glücklicherweise kann ich jetzt sagen, dass mich meine innere Angst nicht mehr hemmt und ich die Murmel nun ganz gezielt einsetze, weil ich mir in unbekannten Situationen sehr bewusst bin welche Karte die richtige ist.
Aus waager Spontanität und Angst hat sich diese Verhaltensweise geändert in ein Werkzeug, welches ich gezielt einsetze. Interessanterweise hat diese innere Angst über Jahre hinweg eine Kraft in mir ausgelöst, dass ich täglich das Beste gegeben habe. Musik-, Film- oder Businessprojekte – ich hatte alles gemacht und das auch noch parallel. Um dieses lange Kapitel abzuschließen habe ich ein Album dazu realisiert. Ich hatte schon sehr früh komplizierte innerliche Gedanken mit Hilfe von Musik sortiert und in einfache Reime verpackt. Das Album kann man sich auf allen Plattformen anhören oder auch hier:
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Info: das Beitragsbild wurde mit der kostenlosen AI Software PIXLR erstellt.