Vor etwa zehn Jahren lernte ich einige Bauunternehmer kennen, die nach einem Dienstleister suchten, der für sie ein Imagevideo produzieren konnte. Schon nach unserem ersten Gespräch fiel der Name eines Projektes namens PLANIK.
In den folgenden Treffen stellte ich konkrete Fragen zum geplanten Imagevideo Projekt – aber auch zu Planik, um zu diesem Thema eventuell weitere Aufträge zu generieren. Dabei stellte sich heraus, dass es dort gar nicht um Folgeaufträge ging, sondern um die Entwicklung eines völlig neuen Geschäftsmodells: PLANIK sollte als Baukostenrechner eine Onlineplattform sein, auf der Nutzer einen Grundriss auswählen und kalkulieren können, um am Ende eine vollständige Baubeschreibung samt Finanzierungsplan zu erhalten. Diese Informationen würden es ihnen ermöglichen, fundiert bei der Bank um eine Finanzierung anzufragen. Ich war sofort begeistert von dieser Idee, aber andere Projekte hielten mich zunächst davon ab, sie weiter zu verfolgen. Was es besonders interessant machte war die einzigartige Kombination aus Kalkulator, Architektur, Baufinanzierung, Baubeschreibung und intuitivem Design, die uns – wie es sich später rausstellte – nahezu wettbewerbsfrei machte und innerhalb kurzer Zeit Hunderte von Nutzern anzog. Durch die Vernetzung mit Architekturhäusern, Banken und Herstellern von Baumaterialien entstand eine Plattform, die es zuvor nicht gab und einzigartig für die Branche gewesen wäre.
Zwei Jahre später griff ich das Projekt auf. Die Grundidee und der Kalkulator waren ja da, aber sonst nichts. Ich erstellte einen umfassenden Businessplan, entwarf ein Designkonzept und ließ es von einer Softwareentwicklungsagentur entwickeln, um mit diesem Pilotprojekt an einem Wettbewerb teilzunehmen. Der Wettbewerb, Kreativsolar (https://kreativsonar.eu/), ein Creative Business Award , der vom saarländischen und rheinland-pfälzischen Ministerium ausgetragen wurde. Nach der Einreichung wurden wir nominiert und zur Jury eingeladen. Die persönliche Präsentation vor Ort konnte deutlich machen, dass wir anders waren und dementsprechend auch unsere Präsentation gestalteten. Mit einem großen Roll-up, einem Stehtisch und einem riesigen Fernseher, den wir reingetragen hatten konnten wir PLANIK der Jury ausführlich erklären. Es gab Diskussionen darüber, ob wir mit unseren Baukostenrechner die Architekten ersetzen, aber die Jury stand hinter uns, und wir erhielten den Award.
Das mediale Echo nach dem Gewinn des Awards nutzten wir, um unsere Plattform online zu aktivieren und Nutzer anzulocken. Mithilfe verschiedener Werbemethoden konnten wir frühzeitig viele Nutzer auf unsere Plattform bringen. Wir bewarben uns auch erfolgreich um den international anerkannten A-Design-Award in Italien und gewannen diesen. Ein Investorenpitch stand bevor, um PLANIK weiter auszubauen, denn uns fehlten die finanziellen Mittel weiter zu wachsen und die Bekanntheit zu steigern. Wir hörten Aussagen wie „Wenn wir Planik integrieren können wir ein Dutzend Berater freistellen“. So was klingt schön aber wo bleibt der Deal? Trotz vieler Gespräche mit verschiedenen Banken, die Interesse zeigten, PLANIK in ihre Beratungsdienstleistungen zu integrieren und Lizenzen zu kaufen, und parallel laufenden Verhandlungen mit potenziellen Investoren, gingen nach 18 Monaten die finanziellen Mittel aus. Wie sagt man: Zeit ist Geld – wir hatten von beidem keins mehr. Wir standen vor der Entscheidung, privates Geld in die Plattform zu investieren oder sie zu schließen. Schließlich entschieden wir uns, die Plattform komplett zu beenden. Es war eine wertvolle Erfahrung, dieses Projekt durchgeführt zu haben und die Höhen und Tiefen eines Startups erlebt zu haben – aber ebenso erfolgreich und würdevoll beendet zu haben.
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